KURZBIOGRAPHIE

Andres Caro

Geboren 1944 in Buenos Aires/Argentinien

Teilnahme am Besuchsprogramm: 2016

Verheiratet mit Monica Aptekmann

Bruder:
Ricardo Caro

Eltern:
Mutter: Lotte Caro, geb, Wachenheimer aus Frankfurt
Vater: Hans Kurt Caro aus Berlin

Großeltern:
Großvater: Isaak Wachenheimer
Großmutter: Johanna Wachenheimer, geb. Epstein

 

  • 1936: Heirat der Eltern in der Emigration in Dänemark
  • 1936: Auswanderung nach Argentinien
  • 1970er Jahre: Einjähriger Aufenthalt in München während einer Fortbildung zum Computer-Experten bei Siemens
  • 1994: Besuch in Erfelden anlässlich der Einweihung der Gedenkstätte ehemalige Synagoge

Quellen:

  • Projekt Jüdisches Leben in Frankfurt (PJLF): Gespräche mit Angehörigen und Freunden der Familien Caro
  • Förderverein Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Gross-Gerau e.V. (Hrsg.), Die Geschichte der Juden in Biebesheim, Forum Verlag, Riedstadt 1997.

Fotos:
Familie Caro
Georgette Brock

Text:
Georgette Brock

Erschienen:
2017

Andres Reinerio Caro Wachenheimer

Neue Heimat Argentinien

Von Georgette Brock

Andres Caro kam 2016 im Rahmen des Besuchsprogramms aus Olivos in Argentinien nach Frankfurt, nachdem sein älterer Bruder Ricardo Caro, bereits zwei Jahre zuvor am Besuchsprogramm teilgenommen hatte. So konnte die gemeinsame Familiengeschichte um viele Details ergänzt werden.

Großvater Isaak Wachenheimer, der „Goldonkel“

Andres Caro brachte eine Zeichnung des Geschäftshauses seines Großvaters Isaak Wachenheimer am Untermainkai 82 mit. Isaak Wachenheimer war Schmuckhändler, vertrieb aber auch jüdische rituelle Gegenstände und hatte Niederlassungen in Pforzheim, London, Barcelona, New Delhi, Kopenhagen und Haifa. Sein Spitzname war „Goldonkel“.

Begleitet wurde Andres Caro von seiner Frau Monica, geb. Aptekmann, einer Genealogin, deren jüdische Eltern ebenfalls aus Deutschland stammten, und seiner Tochter Lilly, die seit 25 Jahren als Physiotherapeutin in der Reha-Abteilung des ehemaligen deutsch-jüdischen Altersheims und der heutigen Rehabilitations-Klinik Hirsch in Buenos Aires tätig ist. Andres Caro ist Elektroingenieur und wurde in den siebziger Jahren vom argentinischen Staat zur Fortbildung nach Deutschland entsandt. Während dieser Qualifizierung zum Computer-Wartungsingenieur bei Siemens lebte er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in München.

Einweihung der Gedenkstätte „Ehemalige Synagoge Erfelden“

1994 kamen Andres und Monica Caro anlässlich der Einweihung der Gedenk- und Begegnungsstätte „Ehemalige Synagoge Erfelden“ erneut nach Deutschland. Erna Wachenheimer, die Witwe seines Cousins Max, hatte nämlich dem Förderverein Jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau mehrere Kult- und Einrichtungsgegenstände aus der alten Synagoge Erfelden, darunter zwei Thoraschreinvorhänge, überlassen.

Diese waren 1937 beim Verkauf der alten Synagoge unter den letzten jüdischen Familien der Gemeinde verteilt worden; auf dem Weg ins Exil ließen mehrere dieser Familien die Gegenstände bei Max Wachenheimer in London zurück. Max Wachenheimer war bereits 1933 mit seiner Frau Erna nach England ausgewandert und hatte die dortige Niederlassung seines Onkels Isaak übernommen. Zur Einweihung der Gedenkstätte kamen auch Gerhard Kaufmann aus Dänemark und Edwin Bruchfeld aus Schweden, die Enkel von Isaak Wachenheimer, die beide in Frankfurt geboren waren, nach Groß-Gerau.

Lotte Caro Wachenheimer in Argentinien

Andres Caro brachte auch Fotos seiner Mutter Lotte mit, die sie in ihrer neuen Heimat Argentinien zeigen, wohin sie 1936 von Dänemark aus mit ihrem frisch angetrauten Ehemann Hans Kurt Caro ausgewandert war. Sobald sie in Parana Fuß gefasst, d. h. eine Wohnung und Arbeit hatten, ließen sie den Vater, Dr. Alfred Caro, seine Frau Hetty, geb. Lachmann sowie deren Töchter Ruth und Ilse nachkommen. Sie kamen 1938 mit dem letzten Schiff, das Juden von Deutschland nach Argentinien bringen durfte, in Buenos Aires an.

1941 gelang es Lotte Caro auch noch, ihrer Schwester Else Wetzlar geb. Wachenheimer, deren Mann Julius und Tochter Lore sowie ihre Schwägerin Hedwig mit deren Ehemann Leo Nussbaum und Sohn Rolf Nussbaum, die in Marseille festsaßen, zur Auswanderung nach Montevideo/Uruguay zu verhelfen.

Die ersten Jahre in Argentinien waren nicht leicht für Hans Kurt und Lotte Caro. „Mein Vater hatte ja keinen Beruf. Sein ursprüngliches Lebensprojekt, Patentanwalt zu werden, war unmöglich geworden. Nach meinen Erinnerungen schlug sich mein Vater durch so gut er konnte“, erinnert sich sein Sohn Ricardo. 1940 zog die kleine Familie – Ricardo war 1939 auf die Welt gekommen – nach Buenos Aires und lebte dort zusammen mit den Großeltern und Tanten, bis diese 1946 in die USA auswanderten. 1944 wurde der zweite Sohn Andres geboren. Es ging langsam aufwärts:1952 konnten die Caros sich ein größeres Haus in einem schönen Vorort von Buenos Aires leisten. Die Söhne wuchsen heran und konnten studieren, was ihrem Vater versagt geblieben war.

Vierzig Jahre lang wohnten Hans kurt und Lotte Caro in ihrem Haus, bis sie aus gesundheitlichen Gründen in das jüdische Altersheim Hirsch wechselten. Hans Kurt Caro starb am 1. Mai 1995 an Herzversagen. Seine Frau Lotte, geb. Wachenheimer überlebte ihn bis zum 16. April 2004.

Die Caros und die jüdische Gemeinde in Buenos Aires

Die Caros engagierten sich in Argentinien auch in der jüdischen Gemeinde. So war Dr. Alfred Caro, der Großvater von Ricardo und Andres Caro, 1939 an der Gründung einer liberalen Synagoge nach dem Modell von Leo Baeck beteiligt. Das Leben in den meisten bestehenden, von Osteuropäern gegründeten jüdischen Gemeinden unterschied sich nämlich so sehr vom religiösen Leben, das die Emigranten aus Deutschland gewohnt waren, dass sie ihre eigenen Synagogen gründeten. Mit einer aus den Flammen geretteten Thorarolle begründete Baecks Schüler, der ehemalige Münsteraner Rabbiner Dr. Fritz Leopold Steinthal, 1939 mit Gleichgesinnten in Buenos Aires die deutschsprachige Gemeinde Leo Baeck, heute BeneiTikva genannt, die auf 675 Familien anwuchs.

Später wurde Hans Kurt Caro, der Vater von Ricardo und Andres, Vizepräsident sowohl der Synagoge als auch Präsident der Loge B’nai B’rith. Er sorgte u. a. dafür, dass Frau Schindler, die Frau von Oskar Schindler, die in einem Vorort von Buenos Aires in sehr schwierigen Verhältnissen lebte, ein angemessenes Einkommen erhielt. Monica Caro Aptekmann hat im August 2000 in der Zeitschrift ihres Genealogischen Berufsverbandes einen Artikel über das Schicksal von Emilie Pelzl Schindler veröffentlicht. Andres und Monica sind heute noch Mitglieder dieser Synagoge, deren jetziger Rabbiner A. Skorka, ein Freund von Papst Franziskus, ist.

Besuch auf dem Jüdischen Friedhof in der Rat-Beil-Straße in Frankfurt

Wie sein Bruder Ricardo zwei Jahre zuvor besuchten auch Andres und Monica Caro die Gräber der Großeltern von Andres Caro, Isaak und Johanna Wachenheimer, auf dem Jüdischen Friedhof in der Rat-Beil-Straße in Frankfurt und fanden bei der Gelegenheit auch das Grab von Salomon Epstein, dem Vater von Johanna Wachenheimer und Urgroßvater von Andres Caro.

Monica Aptekman erwies zudem einem ihrer Verwandten Reverenz, dem Nobelpreisträger Paul Ehrlich, dem die Stadt Frankfurt hier ein Ehrengrab errichtet hat.