Wie sie sich in Frankfurt fühle, fragten die Schülerinnen und Schüler. In ihrer Antwort macht Renata Harris deutlich, dass erst die jüngsten Besuche in Frankfurt sie wieder zu ihren Wurzeln zurückgeführt hätten. In dieser Woche komme ihre alte Welt wieder zurück. Jetzt könne sie wieder sagen: „Ich bin eine Frankfurterin“. Dankbar war Renata Harris für die Gelegenheit, ihre Lebensgeschichte an junge Menschen weitergeben zu können. Sie fühlte sich geehrt.
Auch die Schülerinnen und Schüler und ihr Lehrer fühlten sich durch die Begegnung mit Renata Harris bereichert. Bemerkenswert fanden sie vor allem die Offenheit der Zeitzeugin. „Renata Harris war beeindruckend, fröhlich, herzlich, spontan. Ihr Vortrag war gerade deshalb so berührend“, so der Geschichtslehrer Klaus Hartenfeller nach dem Gespräch. Viele Schülerinnen und Schüler bewunderten die Ausstrahlung der ehemaligen Frankfurterin und „ihre Lebensfreude, trotz der schweren Vergangenheit“, von der sie überrascht waren. „Frau Harris ist eine außergewöhnliche und bemerkenswerte Frau. Trotz ihrer Erlebnisse und Schwierigkeiten, sich daran zu erinnern, ist sie zu uns gekommen und hat einen Teil ihres Lebens mit uns geteilt, den sie tief in sich begraben hatte. Ich fand es sehr toll und bewundernswert, dass sie trotz dieser Geschehnisse nach Frankfurt gekommen ist.“ „Dass sie überhaupt den Mut hatte, nach Deutschland zu kommen“, war für einen anderen Schüler von großer Bedeutung.
Den Bezug zu Frankfurt fand die Klasse besonders wichtig. So sei es leicht gewesen zuzuhören, denn viele der Orte, die Renata Harris in dem Gespräch erwähnte, waren den Schülerinnen und Schülern vertraut. Einer der Kommentare hob hervor, dass es neu und überraschend war, die Sicht eines Flüchtlings zu hören, der selbst aus Frankfurt stammte. „Dass ein 10jähriges Kind durch solche Umstände vom einen auf den anderen Moment Verantwortung übernehmen kann“, fand ein anderer Schüler bemerkenswert. Eine Schülerin stellte fest, die Lebensgeschichte von Renata habe auch positive Seiten zum Vorschein gebracht.
„Was mich sehr erfreut und überrascht hat, war beispielsweise, dass ihre Schulausbildung in England von einer unbekannten Sponsorin getragen wurde.“ Ärger kam bei dieser Schülerin jedoch hoch, als Renata Harris von dem Brief der Oberbürgermeisterin erzählte, denn sie verband mit dem Anlass der Einladung die Tatsache, dass Renata Harris aus Deutschland vertrieben und ihre Mutter deportiert wurde. „Als Kind wurde sie gezwungen zu gehen, und danach wird sie als Ehrengast eingeladen. Ich habe mich geärgert, weil ich an den ganzen Schmerz denken musste, den Renata Harris durchleiden musste, getrennt von der Familie und alleine in einem fremden Land zu sein. Von einem zum anderen Tag hat man keine Identität, keine Kindheit mehr, muss mit schmerzhaften Erinnerungen und noch Vielem mehr leben. Ich kann mir das nur schwer vorstellen.“
Die Schülerinnen und Schüler setzten sich nicht nur mit der Frage auseinander, auf welche Weise sie durch das Gespräch bereichert wurden, sondern auch, welche Bedeutung es für Renata Harris hatte. „Überraschend fand ich, dass sie so glücklich darüber gewesen ist, dass sie ihre Lebensgeschichte an uns weitergeben durfte.“
„Kommen Sie demnächst öfters wieder nach Frankfurt?“ lautete daher eine der Fragen, die nach dem Gespräch aufkamen. Renata Harris bleibt weiterhin in Verbindung mit Frankfurt. Seither gingen viele Briefe zwischen ihr und den Menschen, die sie während ihrer Besuche kennen gelernt hat, hin und her, zahlreiche Telefonate werden geführt.