Gretel Merom und Rudolf Baum kamen 1987 und 1991 auf Einladung der Stadt Frankfurt in ihre frühere Heimatstadt. Beide erklärten sich bereit, beim Abschiedsempfang im Frankfurter Römer über ihre Eindrücke und Erfahrungen zu sprechen. „Ich bin sicher, dass wir alle die Einladung zögernd und mit gemischten Gefühlen angenommen haben. Wir alle wissen, dass auch Sie die Vergangenheit belastet. Deshalb aber glaube ich, dass wir alle versuchen und hoffen sollten, aus dieser Vergangenheit, die so entsetzlich schwer war, zu lernen und eine hoffnungsvolle Zukunft zu gestalten.“ So Gretel Merom beim Abschiedsempfang 1987.
Auch wenn Rudolf Baum mehrmals wieder nach Deutschland kam, war der Besuch auf Einladung der Stadt für ihn eine besondere Erfahrung. Er nahm sehr bewusst die inneren wie die äußeren Veränderungen der Stadt wahr. „Aber jetzt nehmen wir gute und neue Eindrücke mit nach Hause. Namen unserer Familien sind auf den Gedenktafeln des Jüdischen Museums eingraviert, auch die Namen meiner Eltern. … Diese bringen uns grausame Erinnerungen. … Es ist ein Zeichen des guten Willens, dass Sie mit Ihrer Einladung und herzlichen Gastfreundschaft versuchen, eine Brücke der gegenseitigen Verständigung und Toleranz zu bauen.“ Aber wir können weder vergessen noch vergeben, betonte der frühere Frankfurter und beschreibt damit seine gemischten Gefühle. Beim Besuch eines Konzertes im Palmengarten tauchte er in Erinnerung an glückliche Zeiten in Frankfurt ein. „Die Kapelle spielte bekannte Melodien aus vergangenen Jahren, und die Atmosphäre war so, wie ich sie von meiner Kindheit erinnerte. Nichts schien sich verändert zu haben, als ob die Zeit stehengeblieben wäre. Ich schloss die Augen, und für einen kurzen Augenblick konnte ich die Vergangenheit wiedererleben, als Gretel und ich mit unseren Eltern viele Nachmittage hier verbrachten und der Musikkapelle lauschten.“ (Kinder aus guten Hause, S. 83)
Erinnern und Gedenken