KURZBIOGRAPHIE

Name:
Evelyn Schneider, geborene Grünebaum, geboren 1936 in Frankfurt

Teilnahme am Besuchsprogramm: 2012

Vater:
Alex Grünebaum, geboren 1904 in Gambach

Mutter:
Anneliese Grünebaum, geborene Blumenfeld, wuchs in Darmstadt auf

Wohnadresse in Frankfurt: Bäckerweg 10

1938 Emigration der Familie nach New York

Großvater:
David Grünebaum, Unternehmer und Vorstandsmitglied der Israelitischen Gemeinde Butzbach, kam 1938 im Zuge des Novemberpogroms in das KZ Buchenwald

2012 Evelyn Schneider und ihre Tochter Beth: Teilnahme am Besuchsprogramm der Stadt Frankfurt


Quellen:

  • Artikel in der Butzbacher Zeitung vom 6. Juni 2012
  • Gespräche und Korrespondenz mit Evelyn Schneider
  • Korrespondenz von Evelyn Schneider mit Carol Loeb
  • Projekt Jüdisches Leben in Frankfurt (PJLF): Fragebogen
  • PJLF: Aufzeichnung der Zeitzeugengespräche in der Ernst-Reuter-Schule 1 in Frankfurt

Fotos:
Ellen Schneider, Ellen Holz, Angelika Rieber, Ernst-Reuter-Schule

Texte:
Ellen Holz, Dieter Wolf

Evelyn Schneider

Tauchfahrt in die Familiengeschichte

von Ellen Holz

Evelyn Schneider kam mit ihrer Tochter zurück nach Frankfurt, der Stadt, in der sie geboren wurde. Als zweieinhalbjähriges Kind flüchtete sie im Dezember 1938 aus Frankfurt, kurz nach der „Kristallnacht“. Die Schwierigkeiten des Neuanfangs in New York beschrieb sie, bevor sie zu dem Besuch in ihre Geburtsstadt kam:

„Als wir zuerst in die USA kamen, zwischen 1938 und 1939, haben wir gleich einen Wohnsitz in New York gefunden. Die ganze Verwandtschaft lebte im gleichen Viertel in der Nachbarschaft, alle Onkels und Tanten. Alle mussten hart arbeiten, egal welcher Job, um Geld für ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Mein Vater ging von Tür zu Tür, verkaufte Bürsten, und meine Mutter machte in Heimarbeit Hüte und Haarnetze. Andere Familienmitglieder verdienten ihren Unterhalt mit Putzen. Für meine Großeltern war es besonders schwer, da sie die englische Sprache nicht konnten und sie zu alt waren, um sie zu lernen. Mit der Zeit stellte sich durch harte Arbeit und Durchhaltevermögen ein Erfolg ein. Wir waren sehr dankbar, dass wir eine neue Heimat in Amerika gefunden hatten.“

Evelyns Eltern kamen ursprünglich nicht aus Frankfurt. Der Vater, Alex Grünebaum, in Gambach geboren, lebte später in Butzbach. Die Mutter stammte aus Südhessen und wuchs in Darmstadt auf. Der mütterliche Großvater, Isidor Blumenfeld, führte in der Schulstraße in Darmstadt den Manufakturladen Konrad.

Evelyn Schneider sucht ihren Ursprung im Bäckerweg in Frankfurt

In dem Fragebogen der Projektgruppe äußerte Evelyn Schneider den Wunsch, ihr Geburtshaus zu sehen. Sie wisse nicht, ob das Haus noch da sei, und kenne auch niemanden mehr. Nach ihrer Heirat war Evelyns Mutter Anneliese Blumenfeld mit Alex Grünebaum im Alter von 19 Jahren nach Frankfurt in den Bäckerweg 10 gezogen. Evelyn Schneider verbrachte hier ihre ersten drei Lebensjahre. Die Familie wohnte im Hinterhaus. Evelyn war begeistert, als sie das Haus sah. Das Wetter war sonnig und wir machten viele Fotos. Zu unserem großen Bedauern hat auf unser Klingeln niemand geantwortet, die Fenster waren alle vergittert.

Auf Spurensuche in Gambach und Butzbach

Großes Interesse hatte Evelyn Schneider auch daran, den Spuren ihrer Eltern nachzugehen. Auch dabei begleitete ich die frühere Frankfurterin. Der erste Weg führte uns nach Gambach und Butzbach, wo Evelyns Vater herkommt. Wir fuhren mit dem Zug nach Butzbach und trafen uns mit dem Stadtarchivar des dortigen Museums, Dr. Dieter Wolf, und dessen Frau. Sie brachten uns zuerst nach Gambach, dem Geburtsort von Evelyns Vater Alex Grünebaum. Wir besuchten das Haus, in dem dieser aufgewachsen war. Die gastfreundliche Familie Heid zeigte uns das große Anwesen, ein ehemaliges Bauernhaus mit Scheune, Schuppen und Ställen.

Zu dieser Zeit wurde im Museum Butzbach die Wanderausstellung „Legalisierter Raub der Juden in Hessen 1933 – 1945“, durch die uns Herr Wolf führte, gezeigt. Zu Evelyns großer Freude wurde dort auch ein handgeschriebenes Kochbuch ihrer Großmutter Bertha Grünebaum, geb. Levy, ausgestellt, das sie ganz liebevoll in ihren Händen hielt (siehe Foto). Bertha Grünebaum hatte es vor der Emigration in die USA ihrer Freundin Irmgard Katz geschenkt, die es wiederum vor ihrer Deportation im September 1942 an die Metzgerstochter Else Sauer weitergegeben hatte. In Else Sauers Nachlass fand der Sohn dieses geschichtsträchtige Kochbuch und vermachte es dem Museum Butzbach.

Spurensuche in Darmstadt

Evelyns Mutter, Anneliese Grünebaum, geborene Blumenfeld, wuchs in Darmstadt auf und lebt heute noch in New York. Anneliese hatte eine Schwester, Leoni Blumenfeld, die im Alter von drei Jahren an der Spanischen Grippe starb.

Da es für Evelyn ein großes Bedürfnis war, das Grab ihrer Tante Leoni aufzusuchen, die auf dem Jüdischen Friedhof in Darmstadt begraben ist, fuhren wir zuerst dort hin. Ein freundlicher Herr der Jüdischen Gemeinde hatte Dienst, kannte sich aber leider wenig aus. Außerdem regnete es in Strömen. Trotz der genauen Bezeichnung der Lage, die wir hatten, gelang es uns nicht, das Grab zu finden. Als wir schon völlig durchnässt waren, gaben wir auf.

Danach fuhren wir zur Schulstraße 6, wo Evelyns Großvater einen Manufakturladen namens Konrad betrieb. Dort steht heute ein Neubau aus den fünfziger Jahren. Anschließend schauten wir uns noch das ehemalige Wohnhaus der Familie Blumenfeld in der Hobrechtstraße 10 an.

Das Highlight in Darmstadt war dann der Besuch der Viktoriaschule, die Evelyn Schneiders Mutter besuchte. Dort empfing uns der Direktor der Schule, Herr Gerd Blecher, der extra wegen der von weither angereisten Besucherin an diesem Sonntagnachmittag in die Schule kam. Er brachte eine sprachkundige Abiturientin mit, die ihm half, seine Erklärungen ins Englische zu übersetzen. Evelyns Mutter hatte die Schule mit der Mittleren Reife abgeschlossen und ging dann anschließend zwei Jahre lang auf eine weiterführende Handelsschule.

Herr Blecher führte uns in dem recht großen gepflegten Altbau der Schule herum und es war beeindruckend für Evelyn, so vieles noch im Original zu sehen, die Klassenzimmer schienen noch sehr ursprünglich. Herr Blecher gab Evelyn ein Buch über die Schule, Kopien von historischen Dokumenten sowie Zeugniskopien ihrer Mutter, alles wunderbar vorbereitet von Herrn Weber, dem Vorsitzenden des Vereins der Freunde und Förderer der Viktoria-Schule. Er kümmerte sich im Vorfeld rührend um die Belange von Evelyn Schneider und arbeitet an der Herausgabe der Zeitschrift VIKO für die Ehemaligen der Viktoriaschule mit.

Vor dem Eingang der Viktoriaschule fiel uns ein großer Gedenkstein auf mit der Inschrift „Gegen Vergessen und Gleichgültigkeit – Vier Namen für Viele“. Dieses Mahnmal erinnert an die Ermordung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Unter der Überschrift sind auf der Pyramide aus poliertem, schwarzem Stein die Namen von vier ehemaligen Schülerinnen eingraviert, die in Konzentrationslager deportiert und ermordet wurden. Das von dem Darmstädter Steinmetz Michael Rölke gestaltete Mahnmal wurde am 27. Januar 1997 eingeweiht.

Antonie Schneider lädt Evelyn Schneider zu einem Gespräch mit Schülerinnen und Schülern ein

Evelyn Schneider war unsicher, ob sie vor einer Schulklasse sprechen sollte. Bei dem Begegnungsabend der Projektgruppe schloss sie sich jedoch ganz spontan Susan Loeb an, die sich an diesem Abend mit einigen Schülerinnen und Schülern der Ernst-Reuter-Schule traf, um den Besuch vorzubereiten. Da Evelyn Schneider sich nicht so recht traute, vor einer großen Gruppe zu sprechen, entschlossen sich die beteiligten Kolleginnen, Ingrid Bruch und Antonie Schneider, nach einer gemeinsamen Einführung mit allen Gesprächspartnern die Klasse zu teilen, um in kleineren Gruppen intensivere Gespräche führen zu können. Evelyn Schneider und ihre Tochter Beth Capelin schlossen sich der Klasse von Antonie Schneider an, mit der sie sich angeregt über die Geschichte ihrer Familie wie über aktuelle Fragen des Umgangs mit der Vergangenheit unterhielten.

Heiser vom vielen Erzählen über die Deutschlandreise

Auch nach dem Besuch in Frankfurt bleibt Evelyn Schneider mit den Geschwistern Carol und Susan Loeb in Verbindung und tauscht sich mit ihnen darüber aus, welche Nachwirkungen diese aufregende Reise für sie hatte. „I still haven‘t come down to earth after the trip. There are so many stories to tell that sometimes I am hoarse from talking about it.
A man from California contacted me. His aunt lives in Butzbach where my grandparents lived. She saw an article in the Butzbach newspaper regarding my visit and recognized the name Grunebaum (my maiden name). She sent the article to her nephew in California who contacted me. This man knew my father and uncle very well.”

Dieter Wolf

Auf den Spuren der Großeltern in Butzbach

Am 2. Juni 2012 konnte Museumsleiter und Stadtarchivar Dr. Dieter Wolf „Besuch aus Amerika“ empfangen und durch Butzbach und sein Museum führen. Der Leiter des Museums Butzbach berichtete über die Spurensuche von Evelyn Schneider und ihrer Tochter in Gambach und Butzbach in einem Artikel in der Butzbacher Zeitung vom 6. Juni 2012.
Hier der leicht bearbeitete Text:

Mrs. Evelyn Schneider, geb. Greenebaum aus New York, geboren 1936 in Frankfurt am Main als Tochter von Anneliese Grünebaum geb. Blumenfeld und Alex Grünebaum, wollte mit ihrer Tochter auch Butzbach besuchen, wo ihr Großvater David Grünebaum von 1912 bis 1934 ein Handelsgeschäft für Baumaterialien, Brennstoffe und Landesprodukte mit Erfolg geführt hatte. David Grünebaum wurde 1875 in Gambach geboren und gründete dort 1895 in der Bahnhofstraße 31 eine Fruchthandlung. Er heiratete um 1903 Bertha Levi aus Ahrweiler (heute Bad Ahrweiler), die ihrem Mann zwei Mal Zwillinge, zwei Jungen und zwei Mädchen schenkte. 1904 wurde hier auch der Vater von Mrs. Evelyne Schneider, Alex Grünebaum, geboren.

1906 zog David Grünebaum wohl mit Familie ins benachbarte Butzbach, kaufte 1912 in der Griedeler Straße 48, direkt neben der Katholischen Kirche (heute Friedhofskapelle) ein von einem Gambacher neu erbautes, schönes Wohnhaus. Bald darauf (1911) konnte der aufstrebende Unternehmer bei der neuen Bahnlinie der Butzbach-Licher-Eisenbahn und der von Butzbach nach Ebersgöns führenden Bahnlinie eine Lagerhalle in Fachwerkbau errichten, die direkt am Butzbacher Ostbahnhof über einen eigenen Gleisanschluss verfügte. Das gab der allmählich sich entwickelnden Großhandlung für Agrarprodukte und Baumaterialien mehr Möglichkeiten, erfolgreich zu wirtschaften.

Die Halle wurde dort auch errichtet und steht, stark erweitert und umgebaut, noch heute. Nach Angaben im Briefkopf Grünebaums von 1927 handelte er mit Getreide, Lebensmitteln, Mühlenfabrikaten, Landesprodukten, Düngemitteln.

1922 nahm David Grünebaum eine beträchtliche Hauserweiterung vor. In das neue Hinterhaus zogen mehrere Mieter ein. Das Wohnhaus der Grünebaums steht längst nicht mehr. Es wurde im September 1962 wegen neuer Straßenführung der Bundesstraße 3 abgebrochen.

Sohn Alex Grünebaum erlernte auch den Kaufmannsberuf, war im Geschäft seines Vaters tätig und zog im Dezember 1934, nachdem er im Sommer Anneliese Blumenfeld aus Darmstadt geheiratet hatte, nach Frankfurt. Zwei Jahre später kam die Tochter Evelyn zur Welt, die heutige Mrs. Schneider. Eltern und kleiner Tochter gelang im Dezember 1938 die Ausreise in die USA, sie waren gerettet.

David Grünebaum war Vorstandsmitglied der Israelitischen Gemeinde Butzbach. Er wurde am Morgen des 10. November 1938 in Butzbach von Polizeibeamten verhaftet. Er verbrachte wie die anderen verhafteten Butzbacher männlichen Juden die Nacht in der Strafanstalt Butzbach, wurde dann mit Lkw zunächst zum Landratsamt Friedberg in der Burg Friedberg und von dort aus mit einem offenen Lkw nach Buchenwald verschleppt. Dort wurde er etwa vier Wochen festgehalten. Er wurde laut Registervermerk des KZ Buchenwald am 12. Dezember 1938 entlassen und war am 14. Dezember 1938 bereits „wieder“ zu Hause. In seinem Wohnhaus wohnte, offenbar nur für eine gewisse Zeit, die Familie von Hugo Krämer, Sohn des Konfektionskaufmanns Isidor Krämer, bis zur Flucht derselben nach Holland (Amsterdam) 1936 bzw. 1937/1938. – Für die vierköpfige Familie Hugo Krämer wurden 2011 am heutigen seitlichen Straßenrand vier „Stolpersteine gegen das Vergessen“ verlegt.

Die sog. „Arisierung“ der Firma kam zustande, als David Grünebaum, der bereits vor dem 10. November 1938 auf den Auswanderungsbescheid nach Amerika wartete, diese 1938 an Rudolf Häuser (im zweiten Weltkrieg gefallen) verkaufte, dessen Familie den Betrieb bis vor kurzem führte (jetzt Fa. Landfuxx Amend).

Der Verkauf des Wohnhauses Grünebaum wurde 1941 vorgenommen, als David Grünebaum nach USA auswandern konnte, und zwar an die Vereinsbank Butzbach, die 1942 das Grundstück und Wohnhaus an „Sommerlad und Teilhaber“ (d.h. den Mitteilhaber der Nudelfabrik Heil, Dr. Wilhelm Heil) verkaufte.

Am 31. Juli 1941 konnten David Grünebaum und seine Frau Bertha, geb. Levi, in das Überseeschiff einsteigen, das sie sicher in die Vereinigten Staaten brachte, wohin sich auch die Geschwister von Alex Grünebaum retten konnten. Am 8. Dezember 1941 traten die Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg ein, danach war für Juden die Auswanderung aus Deutschland so gut wie ausgeschlossen.

Die gezahlten Geldsummen gingen bereits damals auf Konten mit Sperrvermerk, davon hat die Familie Grünebaum praktisch kein Geld gesehen – ein wichtiges Thema der zur Zeit vorgestellten Sonderausstellung des Museums („Legalisierter Raub“). Erst nach den auch hier schwierigen Wiedergutmachungsverhandlungen der Nachkriegszeit wurde den rechtmäßigen Besitzern bzw. Erben von David Grünebaum in Amerika ein Teil des verlorenen Vermögens rückerstattet. Die alte Heimat Wetterau hatten sie aber spätestens seit den Verfolgungen der Nazizeit für immer verloren!

David Grünebaum starb bereits am 14. September 1946 in New York. Sein Sohn Alex ist nach 1968 verstorben, seine jetzt 97-jährige Ehefrau Anne Lisa Greenebaum geb. Blumenfeld ist geistig noch sehr rüstig und lebt bei ihrer Tochter in New York.

Auch Mrs. Evelyn Schneider wollte eigentlich nicht mehr in das „Land der Täter“ kommen. Da ihre inzwischen erwachsene Tochter, die sie auf der einwöchigen Stippvisite nach Frankfurt und Umgebung begleitete, aber so viele Fragen hatte, ist sie der Einladung der Stadt Frankfurt gefolgt und konnte in den zurückliegenden Tagen vieles sehen und erhielt auf viele Fragen aus der Geschichte ihrer Eltern und Großeltern in Frankfurt, Gambach, Butzbach und Darmstadt Antworten. Frau Ellen Holz begleitete die beiden Amerikanerinnen als ehrenamtliche Betreuerin des Projekts „Jüdisches Leben in Frankfurt“, stellte die notwendigen Kontakte her, so auch zum Museum und Stadtarchiv Butzbach.

So wurde der Besuch in der nördlichen Wetterau eine interessante „Tauchfahrt in die Familiengeschichte“. Dieter Wolf führte die Damen zunächst nach Gambach in die Bahnhofstraße 31, wo sie herzlich von den heutigen Eigentümern empfangen wurden, dann nach Butzbach, an die Kreuzung der Bundesstraße 3 mit der Griedeler Straße, wo einst das Grünebaumsche Haus stand, und zum nahen Silo- und Magazingebäude [···], das ehemals David und Alex Grünebaum als Geschäft aufgebaut hatten. Dann ging es in das Butzbacher Museum und Stadtarchiv, wo Historiker Wolf umfangreiches Material zur Familiengeschichte zeigen und erläutern konnte.

Die umfangreiche Ausstellung „Legalisierter Raub an den Juden“, die zurzeit im Butzbacher Museum gezeigt wird, hat auch die beiden Besucherinnen sehr interessiert. Aber ganz besonderes Interesse erregte bei Mrs. Schneider und ihrer Tochter das dort in der Vitrine zur Butzbacher jüdischen Familie Katz ausgestellte Kochbuch von „Bertha Levi. Ahrweiler 1903“, das Original-Kochbuch der Großmutter Grünebaum, die anscheinend kurz vor ihrer Emigration 1941 dieses Kochbuch der mit ihr vermutlich befreundeten jüngeren Butzbacherin Irmgard Katz schenkte. Irmgard Katz und ihre Eltern wurden später in einem KZ ermordet. Irmgard Katz hat wiederum offenbar vor ihrer Zwangsdeportation nach Polen im September 1942 noch ihrer Nachbarin und wohl auch Freundin Else Sauer, einer gelernten Köchin, dieses Kochbuch zum Abschied gegeben. Vor wenigen Monaten hat Sohn Horst Sauer dem Museum und Archiv der Stadt das für die jüdische Geschichte Butzbachs wichtige Stück geschenkt.

Mutter und Tochter Schneider freuten sich sehr über die vielen Details aus der Familiengeschichte, die Museumsleiter Wolf seit 1988 zusammengetragen hatte, sie hätten nie gedacht, dass so viel Material hier in Butzbach gesammelt worden ist. Die wichtigsten Dokumente wurden als Fotokopie oder per Mail Evelyn Schneider übergeben bzw. zugesendet. Mrs. Schneider zeigte Kopien und Originale von wichtigen Familienfotos, die als Kopie in die Butzbacher „Judaica-Abteilung“ eingereiht werden können.
Sie verabschiedeten sich hocherfreut und dankbar. Am Sonntag sollte auf dem Jüdischen Friedhof in Darmstadt das Grab einer Tante (aus der Familie Blumenfeld) besucht werden.