Alle Großeltern von Carol Pinker starben bzw. wurden umgebracht im Osten Europas umgebracht. Betti und Hermann Traub deportierte man im November 1941 nach Kauen / Kowno in Litauen, wo sie wenige Tage nach ihrer Ankunft ermordet wurden. Die Eltern von Karl Wolf, Sigmund und Thekla Wolf, starben in Theresienstadt.
Bei den Wolfs hatten die Nationalsozialisten ihr Ziel erreicht und sie mit der Verhaftung Karls zur Emigration genötigt. Viele der zwischen dem 10. und 16. November 1938 ca. 30.000 vor allem männlichen, jüdischen Bürger verließen nach ihrer Entlassung Deutschland für immer.
Es ist nicht ganz geklärt, wer von beiden, Herta oder Karl Wolf zuerst die Reise nach England angetreten hatte. Carol Pinker sagt, ihrer Kenntnis nach sei der Vater nach seiner Entlassung aus Buchenwald als Vorhut nach England gefahren, während ihre Mutter zurückblieb, um den Hausstand aufzulösen und nach den Niederlanden zu versenden, damit dieser dann, sobald sie die Visa erhielten auch in die USA verschifft werden konnte. Sicher ist, dass das Ehepaar Wolf nach den Pogromen 1938 und der Verhaftung Karl Wolfs die Notwendigkeit sah, schnellstmöglich Deutschland zu verlassen und zunächst nach England zu gehen, um dann 1940 von dort aus die Schiffspassage nach New York anzutreten.
Herta und Karl Wolf bauten sich in den USA ein neues Leben auf. Die Verfolgung in ihrem eigenen Land thematisierten sie gegenüber ihrer Tochter nicht. Herta liebte das Leben, hatte ein wunderbares Leben. Doch trug sie tagtäglich ihren Kummer über die Vergangenheit mit sich herum. „Alle meine Großeltern waren ohne ihre Kinder in Deutschland zurückgeblieben: die Schuldgefühle müssen unvorstellbar gewesen sein“, so Carol Pinker. Weiter sagt sie: „Ich bin sicher, es war für meine Eltern zu schmerzhaft, über ihre Eltern und Familiengeschichten zu erzählen.“
Wurzeln schlagen
Nachdem ihre Reise nach Frankfurt im Jahr 2020 ausfallen musste, konnte Carol Pinker 2022 endlich Frankfurt sehen, den Ort, wo ihre Mutter geboren wurde und in dem ihre Eltern planten zu leben und in dem sie sich zu Hause fühlten, . Über sich selbst und andere, deren Familien von den Nazis verfolgt wurden und zur Emigration bzw. Flucht gezwungen, sagt Carol Pinker: „Die Kinder der Verfolgten, der Ausgewanderten, der Deportierten fühlten sich wurzellos. Ihre Wurzeln haben sie jetzt hier geschlagen.“ Ihre Familien sind gewachsen und tief eingebunden, beruflich als auch in die jüdische Gemeinschaft, in das Land, in dem sie jetzt leben. Carol Pinker sagt, dass sie an diesem Prozess gewachsen sei. Es seien Erfahrungen, die sie gemacht habe und andere nicht.