Struwwelpeter
Auf dem Weg zur Beethovenstraße 5, der letzten Wohnadresse ihrer Mutter in Frankfurt, besuchten Mari Ann und Alan Schwartzenberg das nahe gelegene Struwwelpeter-Museum. Mari Ann kannte den Struwwelpeter aus ihrer Kindheit. Ihre Mutter las daraus vor – auf Deutsch. Das Buch war ein Geschenk ihrer Tante Erna aus New York. Mari Ann ihrerseits las ihren eigenen Töchtern auch aus dem Struwwelpeter vor, aber auf Englisch. Das Museum machte ihr viel Spaß und Alan fotografierte sie, als sie ihren Kopf durch den Pappaufsteller vom Struwwelpeter steckte. Sie schickten das Foto sofort an die Töchter.
Ginnheim
“Lieber den Magen verrenkt, als dem Wirt geschenkt.” Während Mari Ann und Alan eine Mahlzeit im “Zum Adler”, einem traditionellen Restaurant in Ginnheim, genossen, erinnerte sich Mari Ann an diesen Ausspruch ihrer Mutter. Im Leben der Adlers in Chicago hatte das Wort „Ginnheim“ eine ganz besondere Bedeutung: Zwischen Rosch Haschana und Jom Kippur lud Tante Trudel Grossman die gesamte Familie zu einem Familienessen ein und nannte es ein “Ginnheim”. Mari Ann fand diesen Namen rätselhaft, bis sie herausfand, dass die Familie früher im ländlichen Ginnheim Ausflüge unternommen hatte. Es war ein schöner Tag; Mari Ann beobachtete die Menschen beim Grillen am Ufer der Nidda und es leuchtete ihr ein, dass Tante Trudel den Namen im fernen Chicago aus Nostalgie beibehielt. Eine Enkeltochter ihrer Tante führt bis heute diese Tradition in Chicago fort: Sie benutzt noch immer die Bezeichnung “Ginnheim” in ihren Einladungen an die Familie.
Eschenheimer Turm und Frankfurter Adler
Ludwig Adler nannte sein Geschäft in Chicago “Eagle Welding Equipment Company”. Das Firmenlogo zeigte den Eschenheimer Turm und einen Adler, so dass Mari Ann den Turm unbedingt sehen wollte. Mari Ann hatte nie verstanden, warum der Turm im Firmenlogo vorkam. Als Alan den Eschenheimer Turm von allen Seiten fotografierte, war sie hocherfreut, Frankfurts heraldischen Adler auf dem Turm zu entdecken, und verstand die Wahl des Logos nun besser.
Blickpunkte
Mari Ann und Alan freuten sich, die Orte, von denen sie so viel gehört hatten, zu erleben. In den Fußstapfen ihrer Eltern tretend, erinnerte sich Mari Ann immer mehr an die Erzählungen ihrer Eltern über das schöne Leben, das sie einst in Frankfurt hatten. Gleichzeitig erkannten die beiden, dass es noch so viel über das Leben der Familie zu erforschen gibt. Sie verließen Frankfurt nach einer intensiven Woche, begierig mehr zu erfahren. Sie versprachen, in Kontakt mit den Mitgliedern des Projekts “Jüdisches Leben in Frankfurt” zu bleiben. Es ist zu hoffen, dass die gemeinsamen transatlantischen Bemühungen noch mehr über das Leben von Lotte und Ludwig und das Leben ihrer Familie zu Tage bringen.